Fünf schlechte Nachrichten für Hillary Clinton (Quellensammlung)

Artikel von Prinz Chaos II.

Wer sicher gehen will, in der Einschätzung der US-Vorwahlen rettungslos daneben zu liegen, sollte sich dringend an Spiegel Online halten. Schon 2008 hatte dort Gabor Steingart nach den erste beiden Vorwahlen in Iowa und New Hampshire das „Ende der Obama-Revolution“ verkündet und Hillary Clinton zur Siegerin ausgerufen. (Hier: http://www.spiegel.de/politik/ausland/wahlkampf-in-den-usa-das-ende-der-obama-revolution-a-529824.html) Diesmal tritt Marc Pitzke in Steingarts Fussstapfen und verkündet: „Ab jetzt heißt es Clinton gegen Trump“. (Hier: http://www.spiegel.de/politik/ausland/super-tuesday-blitzanalyse-zu-hillary-clinton-und-donald-trump-a-1080174.html)

Wer sich über den Verlauf der Vorwahlen lieber bei Medien mit ernstzunehmender Urteilskraft informieren möchte und des Englischen mächtig ist, sei auf die Onlinekanäle „The Young Turks“ von Cenk Uygur, auf „The Real News Network“, das Onlinemagazin „The Hill“ mit gut informierten Hintergrundberichten, Glenn Greenwalds „The Intercept“ und durchaus auch auf die US-Ausgabe der (in der deutschen Variante ziemlich wertlosen) Huffingtonpost hingewiesen.

Nun folgen einige Links zu fünf richtig schlechten Nachrichten für Hillary Clinton, die weder bei Spiegel Online, noch bei Spiegel Offline und auch nicht in den US-amerikanischen Konzernmedien hinreichend gewürdigt oder auch nur berichtet werden.

1) DAS FBI ERMITTELT GEGEN HILLARY CLINTON: Ihr droht neues Ungemach in der „Email-Affäre“. Sie hatte in ihrer Zeit als Außenministerin als Top Secret klassifizierte Dokumente auf einen privaten Server geladen. Das FBI ermittelt. Clintons damaligem Systemadministrator wurde nun Immunität zugesichert – vermutlich, um im Gegenzug seine Aussagen justiziabel zu machen. Wie in einem am Montag erscheinenden Buch zu lesen ist, kam es in diesem Zusammenhang bereits zu einem dramatischen Konflikt mit Barack Obama. Der Skandal schwelt weiter und könnte Clinton bereits kurzfristig, spätestens aber in einer Präsidentschaftskampagne schweren Schaden zufügen. (Hier: http://www.dailymail.co.uk/news/article-3246277/Call-f-ing-dogs-Barack-Hillary-ranted-Obama-servergate-probes-Oval-Office-showdown-new-book-claims.html)

2) CLINTONS FINANZMINISTERIUM SOLL AN  BLACKROCK GEHEN: Schlechte Nachrichten für Hillary Clinton sind ansonsten immer solche, die zu früh in die Öffentlichkeit kommen. So ihre Reden bei Goldman Sachs für $225.000 pro Stück. So die Tatsache, dass sie in der Vergangenheit Spenden angenommen hat von … Donald Trump. So die Wahlkampfspenden der Rüstungs-, Pharma- und Gefängnisindustrie.

Aktuell berichtet „The Intercept“ von Vorbereitungen des Clinton-Lagers, im Falle eines Wahlsiegs das Finanzministerium im Gesamtpaket an den Großmoloch unter der Finanzmolochen zu geben – an Blackrock! Offenbar bereitet sich ein ganzes Team um Larry Fink bereits auf die Übernahme vor. (Hier: https://theintercept.com/2016/03/02/larry-fink-and-his-blackrock-team-poised-to-take-over-hillary-clintons-treasury-department/)

3) ES RUMORT IN DER DEMOKRATISCHEN PARTEI: Wie schon 2008 zeigt sich auch diesmal, dass die Herrschaft der Clintons über den Apparat der Demokratischen Partei nicht unangefochten ist – zumal das Verhältnis der Clintons zu Obama nicht frei von Störungen ist, siehe oben.

In der letzten Woche kam es gleich zu drei spektakulären Angriffen auf die Versuche, den Vorwahlprozess zugunsten von Hillary Clinton zu manipulieren.

  • Der bereits ausgeschiedene Präsidentschaftskandidat Martin O’Malley nutzte eine Vorstandssitzung der Demokraten für eine beherzte Attacke auf Clintons Frau im Parteiapparat, Debbie Wassermann-Schultz. Vor versammelter Mannschaft warf er ihr vor, durch die Unterdrückung offener Debatte und freier Meinungsbildung im Vorwahlprozess die Chancen zu mindern, die Republikaner im Herbst zu schlagen. (Hier: http://www.washingtontimes.com/news/2015/aug/29/martin-omalley-blasts-debbie-wasserman-schultz-fro/?page=all)
  • Ebenfalls unter Verweis auf einen manipulierten Vorwahlprozess trat die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard unter Protest aus dem Parteivorstand zurück – um im gleichen Atemzug ihre Unterstützung für Bernie Sanders zu erklären. Diese Meldung kam einen Tag nach dem Super Tuesday und lief über Reuters und durch alle US-Medien (Hier: http://www.reuters.com/article/us-usa-election-sanders-gabbard-idUSMTZSAPEC2S9JDNKG)
  • Gestern folgte dann ein völlig überraschender Angriff von Nancy Pelosi auf das System der „Superdelegierten“ – jener Delegierten, die nicht gewählt, sondern von der Parteiführung bestimmt werden. Pelosi ist die Fraktionsführerin der Demokraten im Repräsentantenhaus und eine der wichtigsten Führungsfiguren der Partei. Die Mehrheit der gewählten Delegierten mithilfe der Superdelegierten zu kippen, werde der Untergang der Partei sein, warnte sie. Dieser Vorstoß trifft Clinton empfindlich, die unter den Superdelegierten eine deutliche Mehrheit hält. (Hier: http://thehill.com/homenews/house/271651-pelosi-pans-superdelegate-system)

4) DAS INTERNET STEHT HINTER BERNIE: Apple-Gründer Wozniak unterstützt offiziell Bernie Sanders; Apple-Chef Tim Cook geht mitten im Vorwahlkampf gegen die Überwachungswut der Geheimdienste mit einer ganzen Armee exzellenter Anwälte in die Offensive; und Ebay-Gründer Pierre Omidyar finanziert „The Intercept“ mit Green Greenwald aus Chefredakteur und einer klarer Linie Pro-Sanders und Kontra-Clinton. Diese Leute hassen Hillary Clinton aufgrund ihrer engen Verbindungen zur Geheimdienst- und Gefängnisindustrie – und sie haben auch auf die ewige Diktatur der Öl- und Rüstungsindustrie schlicht keine Lust mehr.

Das gleiche gilt unterhalb der Ebene der Netzaristokratie für das Internet der Normaluser. Auf Facebook liegt Sanders 500.000 Likes vor Clinton – und dabei sind Clintons gekaufte Likes noch nicht herausgerechnet. Der Aktivitätsgrad seiner Follower ist unvergleichlich höher. Bei der Googlesuche nach „Hillary Clinton“ hagelt es Negativbeiträge etwa über die FBI-Ermittlungen gegen sie. Bei Sanders kommen positive Beiträge aus seinem Kampagnenumfeld.

Diese Tendenz verstärkt sich kontinuierlich. Während die klassischen Medien Clinton schon als Sieger feiern, schmiert sie im Netz immer weiter ab.

Ein guter Text, der meine gestrige Einschätzung über die weiterhin guten Chancen von Bernie Sanders stützt und vor allem auf die überwältigende Unterstützung für Sanders im Internet abhebt, findet sich hier: http://www.huffingtonpost.com/h-a-goodman/bernie-sanders-will-become-president_b_8780730.html

5) SANDERS SPENDENMASCHINE LÄUFT AUF HOCHTOUREN: Geld spielt in US-Wahlkämpfen eine riesengroße Rolle. Die schiere Größe des Landes verlangt einen ungeheueren logistischen Aufwand. Ein Heer von Aktivisten muss quer durchs Land geschickt und versorgt werden. Und Sanders muss seinen Bekanntheitsgrad und die Verankerung an der demokratischen Basis schnell ausbauen, um eine Chance zu haben. Einkäufe auf den Medienmärkten jedoch kosten Abermillionen.

Während Clinton auch finanziell mit einem riesigen Vorsprung ins Rennen ging, der nahezu ausschließlich über Spenden aus der Großindustrie durch sogenannte „SuperPACs“ zustande kam, hat Sanders eine Spendenmaschine entwickelt, die auf Kleinspenden normaler Leute setzt. Und diese Maschine läuft. Alleine am Tag vor dem Super Tuesday hat Sanders $5 Millionen eingefahren. Insgesamt hat er über vier Millionen Einzelspenden eingesammelt – und die Spendenbasis wächst weiter.

Seine Einnahmen aus SuperPACs liegen derweil bei … 0%. Was ursprünglich als strategischer Nachteil erscheinen konnte, wird dabei immer mehr zum Vorteil. Denn Clinton muss sich für die trüben Quellen ihrer Wahlkampfgelder täglich rechtfertigen – einen nennenswerte Basis von Kleinspendern hat sie nicht.

Fundraising Sanders – hier: https://www.opensecrets.org/pres16/candidate.php?id=N00000528

Fundraising Clinton – hier: https://www.opensecrets.org/pres16/candidate.php?id=N00000019

 

Weitere Artikel von Prinz Chaos II. gibt es auf seinem Blog: https://prinzchaos.wordpress.com/

 

Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Artikels.

KenFM bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Meinungsartikel und Gastbeiträge müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.


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