Fourbild Hartz IV!

Von Ken Jebsen.

„Wer lang‘ g‘nug Abbeid sucht, had g‘nug Abbeid.“

Dieser im Dialekt geschriebene Satz wird einem Mann unterstellt, der in der BRD unter Helmut Kohl Bundesarbeitsminister war und für die CDU die Kernbotschaft „Die Rente ist sicher“ an die Kernwähler verkaufen musste. Norbert Blüm.
http://tinyurl.com/o72m8ot

Sicher ist, dass Norbert Blüm diesen Satz nie gesagt hat. Jedenfalls nicht, als er Minister für Arbeit und Sozialordnung war.

Wenn Blüm als Figur auf den Bühnen des politischen Kabarett aufs Korn genommen wurde, fiel der Satz dann häufiger.
Das Erschwerende bei der Suche nach dem eigentlichen Urheber des Satzes ist, dass Blüm privat auch als Autor und Kabarettist tätig war.

Damit wird möglich, was sonst bei Politikern eher ausgeschlossen ist. Blüm könnte die Pointen über sich selber geschrieben haben. Nur, dass er das publizieren selbiger dann berühmteren Kabarett-Köpfen überlies. Etwa Beltz oder Kröhnert.

Warum auch nicht. Der Mann aus Rüsselsheim, der, wenn man mit ihm auf Augenhöhe verhandeln wollte, darauf bestehen konnte, man möge niederknien, hatte selber eine viel größere Bühne. Den deutschen Bundestag.

Hier war er ein souveräner Redner, der seine Glaubwürdigkeit beim überalterten deutschen Volk vor allem aus der Tatsache
bezog, dass er, wenn er versuchte, dem Arbeiter die Angst vor dem Ausscheiden aus dem Arbeitsprozess zu nehmen, indem er ihm erklärte, das eine solide Rente auf ihn warten würde, wenn am Arbeitsmarkt nichts mehr geht, er zudem von sich behaupten konnte, einer von ihnen zu sein.
Blüm hatte als Werkzeugmacher in Rüsselsheim bei Opel gelernt. Schichten geschoben. Bevor er sich über den zweiten Bildungsweg das Abi erarbeitet, 1950 der CDU beitritt und fortan so weit hoch arbeitete, dass die geringe Körpergröße keine Rolle mehr spielte.

Blüm, der Danny DeVito der Politik.
http://de.wikipedia.org/wiki/Danny_DeVito

Beide wurden katholische erzogen. Nur dass Blüm später sein Herz für Palästina entdeckte ( http://www.youtube.com/watch?v=i1IV4wfZnuY ), was der in Hollywood arbeitende US-Amerikaner mit italienischen Wurzeln DeVito sich nicht leisten kann.

Kommen wir zum eigentlichen Thema.
Arbeiten in Deutschland, das man in diesem Punkt eher „Täuschland“ nennen sollte.

– umschalten auf Dieter Hildebrandts Stotter-Technik
http://www.youtube.com/watch?v=alElsZUWkwU –

„Das statt-tistische Bundesamt gab als Quartalsleugner jetzt bekannt, dass in Täuschland wieder fast alle, also fast, dass also fast alle, die sich die Arbeit machen, nicht zuhause zu bleiben, Arbeit haben. Können. Auch wenn immer weniger davon leben wollen.

Minder…äh, Mindesthohn, äh Lohn ist besser als gar kein Geld. Also in der eigenen Tasche, die immer größer wird. Für den Konsum nach der Arbeit. Als Erholung von dieser. Auch wenn in der Tasche DAS, vorauf es ankommt, dann immer kleiner wird. Das Portemonnaie.

Portmoney kommt ja aus dem Französischen uns setzt sich aus Port, also Haften, äh Hafen, und Money zusammen.

Das ist eng, eng…äh Englisch. Portmoney. Geldhafen.

War von Ihnen schonmal jemand in Hamburg am Hafen?

Also früher waren die Schiffe aus Holz und die Männer aus Stahl. Und wenn man von Bord kam, bekam Mann eine Lohntüte. Direkt auf die Hand. Da gab es noch kein Giro-Konto. Da konto jeder sofort sehen, was da drin war, in der Lohntüte.

Die war auch damals schon verdammt klein, das stimmt, aber das hatte den Vorteil, dass man sofort wusste, was man sich alles sparen konnte. Man hatte gewissen, ne gewissermassen, den Überblick. Man hatte den Überblick, was einem noch übrig blieb und auf Kredit, das gab‘s ja damals noch gar nicht. Nicht für alle. Dieses über seine Verhältnisse Leben, das kam ja erst, als das Wirtschaftswunder Marshallplan-mäßig in der Bundesrepublik umgesetzt werden musste, als Bollwerk gegen den Konsum, Komsun… Kommunismus. Schwieriges Wort.

Heute hat man den auch noch. Also den Überblick. Solange man den Blick aufs Wasser richtet. Und nicht in den Geldhafen.

Mir fällt immer häufiger auf, dass die Schiffe immer dicker werden und die Gehälter derer, die sie entladen müssen, immer dünner.

Das sind richtige Ungeheuer. Also diese Schiffe. Das, was man als Leicht-Matrose immer an der Kante, auf der hohen Kante, also an der Waterkannte des Kapitalismus dann noch zur Verfügung hat, ist der Rest der Heuer.

Unge-heuer-lich ist nur, dass, obwohl die Schiffe der Unternehmer immer größer werden, den Arbeitnehmern das Wasser, das sie diesen Unternehmern nie werden reichen können, die Reichen können sie mal, also dass das Wasser immer weiter hochkommt. Bis zum Hals. Oft höher. Wie so Böen…Bösenkurse. Börsenkurse.

Und da steht es jetzt, also das Wasser. Trotz der tollen Zahlen, die uns das Satanististische Bundesamt jetzt ausgezahlt hat. Weil 42 Millionen Menschen sind 2013 wieder ohne echte Zukunft, aber dafür in Lohn und Brot.

Also wenn sie mich fragen, der Hans Albers, also der echte, also der ist in Deutschland ja vor allem in seiner Rolle als Kapitän in Erinnerung geblieben. Wenn sie sich erinnern wollen. Wer sich nicht erinnern kann ist halt zu jung. Jedenfalls dieser Hans Albers…

Sein größter Hit, weil gesungen hat der auch, also sein größter Hit war, glaub ich, Flieger grüß mir die Sonde…Sonne. Son‘ne Zeile, das müssen sie erst mal hinkriegen ohne abzuheben!

Flieger grüß mir die Sonne.

Und das find ich, fand ich immer schon, könnte ein versteckter Hinweis sein, was man machen muss, um es wirklich ganz nach oben zu schaffen. Man darf ruhig die Kirche im Dorf lassen, auch als Matrose, aber man sollte immer ein Flugticket in der Tasche haben, um sich als erster, also erster Klasse, über die Prinzipien erheben zu können, an die man sich selber nie gehalten hat.

Das klingt jetzt vielleicht abgehoben, aber es ist, von oben betrachtet, die Realität. Besonders auf dem Arbeitsmarkt, wo die Luft immer dünner wird, je mehr…näher man am Boden ist.

Reinhard… Reinhard… Mei, wie heißt der den jetzt zuende… Der Reinhard jedenfalls hat ja mal ein Lied geschrieben. Für einen Arbeitgegner…äh, Geber, tschuldigung, aber über die Arbeitnehmer.

Das Lied heißt glaub ich „über den Wohlstand“. Oder, ne, „über den Abstand“. Ich hab‘s gleich. Jedenfalls singt der da, dass ab einer gewissen Höhe der Abstand zwischen Wohlstand und dem Rest, also dem menschlichen Restposten, wohl grenzenlos sei.

Und diese Grenze, und das ist das, was ich ihnen eigentlich die ganze Zeit sagen wollte, diese Grenze verläuft bis heute, bis heute, zwischen den mit den immer kleiner werdenden Lohntüten und denen, die sie mit immer weniger befüllen lassen. Weil ja parallel die Preise anziehen.

Während der Kapitalismus sich, ne uns, also UNS immer häufiger auszieht.

Eine ehrliche Haut, dieser Kapitalismus.

Bis auf die nackte Tatsache, dass, wenn man so gar nichts mehr an hat, was einem hilft zu Ca$h, also zu Ca$hieren, was alles nicht stimmt in diesem System, es einem selber ganz schön kalt ums Herz werden müsste.

Das das nicht geschieht, kann ich mir nur so erklären, das der Kapitalismus eben keines hat. Also kein Herz.

Und wer kein Herz hat, das in ihm schlägt, der hat einfach jede Menge Schläge übrig, die er austeilen kann. Von daher ist es nicht ganz korrekt, dem Kapitalismus permanent zu unterstellen, er könne nicht teilen.
Er teilt schon. Nur müssen sie auch den Kopf hinhalten. Ich danke Ihnen.“

(Dieter-Hildebrandt-Stotter-Technik off)

Der deutsche Arbeitsmarkt boomt. Offiziell.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/42-millionen-deutsche-sind-erwerbstaetig-a-934385.html

Aber eben auch nur, wenn man der Statistik, die man selber nicht gefälscht hat, schon deshalb glaubt, weil einem so kurz vor Weihnachten eines überhaupt nicht beschleichen darf: Nämlich die Ahnung, dass das, was wir uns alle Jahre wieder als Boom verkaufen lassen, wie ein Bodybuilder funktioniert, dessen Grundnahrungsmittel vor allem Wachstumshormone sind. Steroide.
http://tinyurl.com/k8m5kmj

Irgendwann geht es nicht mehr. Ab irgendeinem Punkt stößt der Körper an seine Grenzen. Kein Bodybuilder kann einfach immer weiter Muskelmasse aufbauen und damit vor allem an Gewicht zulegen.

Was wir uns in unserem aktuellen Wirtschaftssystem als neuesten Trend, mache halten ihn für DIE Chance, einreden lassen ist, dass man einfach nur umsteigen müsse. Gewissermassen auf Bio-Steroide. Die seinen verträglicher für alle Beteiligten. Also auch das, was wir abstrakt Umwelt nennen, um uns selber davon abzulenken, dass wir selber Teil dieser Umwelt sind. Die Welt ist um uns. Aber sie ist auch in uns. Denn wir können weder DIE Welt aus uns heraus transportieren, noch können wir die Umwelt verlassen.

Egal was wir auch tun, wir bleiben in der Umwelt. Auch wenn wir mit einer Tüte Chips vor dem neuen Flachbildschirm, der mit Öko-Strom rennt und endlich internetfähig ist, sitzen und uns einen Tierfilm über Afrika ansehen, was uns spontan dazu verleitet, einen Kurztrip nach Kenia zu buchen.

Das Steroid dieser Gesellschaft bleibt Wachstum. Nur will das auch die Generation Nachhaltigkeit nicht einsehen. Sie glaubt, die Welt retten zu können, indem sie weiter konsumiert wie bisher. Nur eben grün.

Unaufhörliches Wachstum in einem Organismus nennt man Krebs. Krebs bleibt Krebs, auch wenn das Wachstum z.B. mit Öko-Strom auf Trab gehalten wird.

Pervers ist, dass die, die heute in Lohn und Brot stehen und dabei über eine immer höhere Bildung verfügen, zu allem Fähig sind, nur nicht zu logischem Denken.

Sie blicken, gerade wenn die Zahlen über neue Beschäftigungsrekorde veröffentlicht werden, mit einem Hauch von Mitleid auf die immer größer werdende Karawane von Hartz-IV-Empfängern herab.

Warum? Weil diese Menschen, genau wie das Heer der Sklaven im Niedriglohnsektor, sich vor der wichtigsten Aufgabe der Gesellschaft drücken.

Sie beteiligen sich nicht am ökologischem Umbau, da sie schlichtweg nicht genügend konsumieren.

Nur wer konsumiert, ökologisch konsumiert, nachhaltig konsumiert, aber vor allem permanent konsumiert, hilft dabei, diesen Planeten zu retten. Richtig?

Wer dagegen nur jammert, sich in seinem sozialen Elend am Boden darbend suhlt, weil er es schon wieder nicht geschafft hat, einen Job zu ergattern, einen Job, bei dem etwas übrig bleibt, das er unmittelbar in die Konsumkette, und damit den Umbau des Planeten stecken kann, der ist, in der Wahrnehmung der Generation ÖKO, ein Drückeberger. Trittbrettfahrer. Sozialschmarotzer.

Was viele nicht wahrhaben wollen: Hartz-IV-Empfänger sind ein Bombengeschäft. Vor allem für Firmen die diese Menschen „Schulen“. Bedingung ist allerdings, das eine spätere Übernahme nach einer Probeanstellung nie klappt. Nur so bleibt der Hartz-IV-Empfänger wie eine Art Katalysator für Weiterbildungsfirmen erhalten.

http://www.youtube.com/watch?v=EaKAtZQQ42k

Hartz-IV-Empfänger werden also selber „konsumiert“. Während für sie persönlich der Konsum eher auf der untersten Stufe stattfindet. Das Nötigste vom Nötigen.

Wenn alle Deutschen auf dem Level von Hartz-IV-Empfängern konsumieren würden, hätte dieses Land eine Chance, seine Klimaziele zu erreichen. Zur Zeit bringt der Durchschnittsdeutsche 11 Tonnen CO2 pro Jahr in die Atmosphäre ein. Erlaubt wären, um das Klimaziel 2050 zu erreichen und die Erderwärmung um 2 Grad nicht zu überschreiten, lediglich 2,7 Tonnen. Diese Menge erzeugt man locker, wenn man auch nur ein mal im Jahr fliegt und Wert darauf legt, auch wieder den Flieger nach Hause zu nehmen.
http://www.sueddeutsche.de/kultur/sz-serie-die-gruene-frage-rettet-die-welt-vor-den-weltrettern-1.1106177-2

Wer von Hartz IV überleben muss, liegt, wenn auch wider Willen, goldrichtig, wenn es darum geht, tatsächlich nachhaltig zu leben.

Er spart sich beim Konsum vor allem den Konsum. Auch wenn er das nicht aus Überzeugung tut, sondern aus Mangel an Cash. Auch wenn er sich die teuren Öko-Produkte vom Bio-Markt niemals als Standardversorgung leisten kann, aber er ist in seinem Grundkonsum der sogenannten Bildungsschicht um Lichtjahre voraus.

Diese aber hält sich für die Spitze einer Bewegung, die von Nachhaltigkeit faselt, während sie ohne Unterlass den Verbrauch insgesamt hochfährt.

„Entscheidend ist, was hinten raus kommt.“
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/kohls-beste-zitate-entscheidend-ist-was-hinten-rauskommt/3403534.html

Dieser Helmut-Kohl-Satz ist richtig, wenn man ihn z.B auf die Ökobilanz in Sachen CO2 bezieht.

Wer gar kein Auto fährt, da er es sich nicht leisten kann, ist auf jeden Fall ein größerer Gewinn für die Umwelt als all jene, die zwar auch keinen eigenen Benzinschlucker mehr haben, aber dafür jeden Tag ein Carsharing-Angebot nutzen oder mit Biodiesel von A nach B kommen, obwohl ein Fahrrad deutlich umweltfreundlicher wäre, aber nicht genutzt wird, da man keinen Bock hat, morgens eine halbe Stunde früher aufzustehen.

Der größte Selbstbetrug der Ökoguerilla mit dicker Jute-Brieftasche ist, so zu tun, als wäre der Ausweg aus der selbstmörderischen Wegwerfgesellschaft eine Gesellschaft, die zwar weiterhin massiv wegwirft, dann aber mit Komposthaufen arbeitet.

Wer glaubt, seinen Konsum nicht nur weiterhin hochtourig beibehalten zu können, sonder dank zahlreicher ÖKO-Siegel sogar bereit ist, ihn immer weiter in den roten Bereich zu drücken, tut alles dafür, dass dieser Planet immer weniger eine Chance hat, die Menschheit zu verkraften.

Eine immer größere Gefahr für die Stabilität unser Restwelt ist ein übers Ziel hinausschießen der ÖKO-Hardliner. Menschen, die bereit sind, intakte Natur zu zerstören, um die Welt zu retten. Durch „grünes Wachstum“ mit Bio-Turbo. Climate Crimes.
http://www.youtube.com/watch?v=ZzwDg9KtX2k

Gerade die höher gebildeten und oft besser verdienenden Schichten der Gesellschaft, die also wissen müssten und wissen, dass ihre Logik mit der Realität nicht in Einklang zu bringen ist, scheitern an dem von ihnen selber kritisierten Verhalten, dass Konsum vor allem als Möglichkeit benutzt wird, Status zu proklamieren.

Die meisten dieser Menschen sind nichts anderes als sich auf die Brust klopfende Gorillas, die durch den Konsum hochpreisiger Produkte mit ÖKO-Label ihr Revier abstecken.

Der Handel hat das seit Langem verstanden und riesige Konsumwelten extra für diese Spezies geschaffen.

Wer in Hollywood zeigen will, dass er „verstanden“ hat und bereit ist, FÜR diesen Planeten zu kämpfen, fährt Tesla.
http://www.hollywoodreporter.com/news/tesla-model-s-morgan-freeman-395593

Einen Supersportwagen zu einen Supersportwagenpreis, der seinen Saft dann aus Akkus statt aus einem gewöhnlichen Tank zieht.

Auf den ersten Blick ein super Statement, nur die, die sich diesen Tesla dann leisten können, fliegen immer häufiger Helikopter.

Oder besitzen Villen mit 38 Schlafzimmern, die rund um die Uhr eine Klimaanlage auf Trab halten.

In der Hauszeitschrift der Reichen und schön Blöden gilt der Tesla-Fahrer dann aber als Aktivist, während Fahrradfahrer überhaupt nicht vorkommen. Wozu auch. Sie strampeln sich schließlich nicht genügend ab für die Umwelt. Vor allem nicht für die Wirtschaft.

Auch das Kulturvolk Deutschland hat sich längt zu einem Konsumvolk entwickelt.
http://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/a-731762-3.html

Ein Volk, das all jenen, die wirtschaftlich nicht mithalten können, sowohl im Inland als auch im Ausland das Gefühl vermitteln, sie, die Deutschen, müssten mal wieder für alle die Karre aus dem Dreck ziehen. Als wäre Konsum, Öko-Konsum, für den deutschen Durchschnittskunden ein Kreuz, das er schleppen müsste. Eine Art Selbstkasteiung.

Absurd. Wir sind verdammt gut im Wegwischen von Vernunft, wenn es um das ehrliche Hinterfragen unseres Konsumverhaltens geht. Dieses Wegwischen, diese Wischtechnik, ist kein rein deutsches Phänomen, hat aber auch hier einer Kommunikationsgeräte-Generation zum großen Durchbruch verholfen, die Konsum einfach macht, wie Zewa Wisch und Weg Küchenarbeit erleichtert.

http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article107275795/Wie-aus-Tippen-ploetzlich-Wischen-wurde.html

Vor ein paar Jahren kauften wir festvernetzt per Mausklick. Heute investieren wir unsere Mäuse mobil, indem wir uns durch die Onlineangebote wischen und scrollen.

Für jeden Depp gibt‘s eine App. Es geht der Wirtschaft, was abstrakt klingt, aber uns alle meint, denn wir alle sind Teil dieser Wirtschaft, es geht ihr darum, der großen Masse parallel das Gefühl zu geben, individuell zu sein. Wer es schafft, die Gesellschaft in immer kleinere „Einheiten“ zu spalten, kann jede dieser Einheiten individuell und damit maximal aufrüsten.

Die vollständig auf Konsum gebürstete Gesellschaft zieht sich einerseits immer mehr ins Private zurück, gibt dann aber selbst die intimsten Geheimnisse im Team der Facebook-Gemeinde preis.

Von Boris Becker haben wir nichts anderes erwartet. Seine auch über soziale Netzwerke gepushte Bio hat ihn selber 2013 härter aufschlagen lassen, als alles, was er je im Tennis mittels Schläger den Gegner hat spüren lassen.
https://www.facebook.com/BorisBeckerOfficial

Aber auch ein Peter Altmaier, zuständig u.a. für das, was man unter Reaktorsicherheit versteht, ist sich nicht zu schade, jeden Schwachsinn, der ihm im Fond seines Dienstwagens einfällt, via Twitter der Welt mitzuteilen.
https://twitter.com/peteraltmaier

Auch das ist eine Art von Umweltverschmutzung. Digital-Pollusion, die nur einem Zweck dient: Die Nachbar-Affen sollen erkennen: Der Altmaier ist Teil einer hochmodernen Kommunikationsgesellschaft. Sein Smartphone hat den Colt ersetzt, den John Wayne einst an der Hüfte trug, um später mal aus der Hüfte kommen zu können.
Permanentes zur Schau stellen vom ICH, getarnt als Kommunikation, setzt auf das, was man in der Soziologie als „Veblen-Effekt“ versteht. Ein Begriff, der auf den US-amerikanischen Ökonom Thorstein Veblen zurück geht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Veblen-Effekt

Den Veblen-Effekt könnte man am treffendsten als Geltungskonsum übersetzen. Demonstrativer Konsum.
http://tinyurl.com/k48y883

Zur Schau stellen, um sich nicht die Show stehlen zu lassen. Zeigen, was man hat, um davon abzulenken, dass man selber nicht ganz sicher ist, das zu sein, was man vorgibt.

Haben statt sein.

Erich Fromm scheint in der Generation @ nie angekommen zu sein.

http://tinyurl.com/morpxzx

Vielleicht liegt es an der Bildung. Wenn diese zu hoch ist, kann Wissen auch verwirrend wirken. Reines Wissen kann das eigene Gewissen auch davor schützen, das zu tun, was am notwendigsten wäre. Das Lassen. Würden wir an Stelle A mehr unterlassen, wären wir an Stelle B nicht gezwungen, noch weniger zu tun, um uns den inneren Konflikt zu vermeiden.

Uns reicht es nicht, dass wir mit Unterlassen weit effektiver wären als mit chronischem Tun. Unterlassen kann man deutlich weniger präsentieren als vermeintlich ökologisches zur Schau stellen.

Der Hartz-IV-Empfänger ist, aufgrund fehlender Möglichkeiten, ökologisch deutlich effektiver als jeder Konsument von Bioprodukten, der seinen Überkonsum nur auf andere Labels umgestellt hat.

Jemand, der diesen Gedanken schon vor Jahren nicht nur erkannt, sondern vor allem so formuliert hat, dass er selbst den Intellektuellen verständlich ist – es kommen jede Menge Begriffe vor, bei denen ein Studium absolviert zu haben nützlich wäre – ist Niko Paech.
Sein Buch „Befreiung vom Überfluss“,

http://www.oekom.de/nc/buecher/gesamtprogramm/buch/befreiung-vom-ueberfluss.html

ist ein direkter Schlag ins Gesicht der Gesellschaftsschicht, die glaubt, dank ihres „grünen“ Konsums über all jenen zu stehen, die sich weder diesen noch den anderen Konsum leisten können.

http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-06/wachstumskritik-paech/komplettansicht

Denkt man Peach zu Ende, müsste man sich nach der aktuellen Arbeitsmarktstudie nicht über all jene freuen, die an der Werkbank oder im Büro weiter an einem System mitarbeiten, das uns kollektiv den Untergang bescheren wird, sondern man müsste und sollte sich daran machen, den Hartz-IV-Empfänger als das zu enttarnen, was dieser, ohne es wirklich zu wissen und damit auch ohne es wirklich zu wollen, vor allem ist:
Ein Vorbild im Verzicht auf Konsum.

http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-06/wachstumskritik-paech/komplettansicht

Nur, wenn wir alle diesem Beispiel folgen – freiwillig, kann Nachhaltigkeit vor allem den Teil des Wortes betonen, auf den es ankommt. Halt.

Wie ließe sich dieses Ziel umsetzen, wenn es denn überhaupt gewünscht ist?
Vielleicht, indem wir die noch verbleibende Arbeit – echte Vollbeschäftigung ist nicht mehr möglich – so aufteilen, dass alle, die arbeiten wollen, das auch können?
Für jeden aber gäbe es ein BGE, ein Bedingungsloses Grundeinkommen, das Wegwerfkonsum gar nicht mehr zulässt.
Über diesen Hebel könnten kommende Generationen wieder zu einer Denke zurückkehren, die Oma noch hat.
Sie wirft kaum etwas weg, ist sehr sparsam, lebt bescheiden, aber nicht ärmlich. DAS IST ÖKO!

Trümmerfrauen-Ökonomie und -Ökologie. Nur in anderen Farben.

1988 hielt Georg Schramm in Konstanz eine Rede vor Spitzen der Pharmaindustrie. Schramm war damals offiziell noch kein Kabarettist, sondern arbeitete als Psychologe in einer neurologischen Reha-Klinik. Er hatte sich aber offensichtlich schon unter den Kollegen den Ruf erworben, gut mit Sprache umgehen zu können. So wurde er als Festredner auf Honorarbasis nach Konstanz empfohlen, denn dort hatte man ein massives Problem. Der Bau der neuen Kinderklinik war durch Misswirtschaft völlig aus dem Ruder gelaufen, und so fehlte dem Krankenhaus etwas wesentliches. Medizinisches Gerät. Also wurde ein sündhaft teures Dinner gegeben. Gewissermaßen als Appetizer für eine im Anschluss stattfindende Spendengala.

Schramm fuhr nach Konstanz und hielt vor diesem reichen und satten Mittelstand einen Rede, die es in sich hatte, denn er konfrontiere die Gäste mit ihrer eigenen Dekadenz. Er verkaufte den Gästen, dass finanzielle Schieflage auch ihre guten Seiten hätte, solange sie im sozialen Bereich stattfinden würde. Hier nämlich könnte der Reiche nicht nur helfen, sondern erführe im Gegenzug auch eine soziale Aufwertung. Damit wäre Armut die Basis, um sich als Reicher in der Öffentlichkeit als sozial profilieren zu können.

Schramm hielt diese vor Sarkasmus nur so triefende Rede erneut, als Teil einer Ansprache während der Verleihung des Erich-Fromm-Preises im Jahre 2012. Der komplette Aufritt lohnt sich. Wer nur die aus dem Archiv geholte Rede hören möchte, muss bei Minute 32 einsteigen.

http://www.youtube.com/watch?v=KwnvHqvHtt8

Das spart dann rund 30 minuten die man z.B. dahingehend nutzen kann, parallel auf Ebay nach Schnäppchen zu suchen.

Produkte, die man vielleicht nicht wirklich braucht, da man sie vielleicht sogar schon besitzt, aber unter Umständen noch in der alten Version. Ohne ÖKO-Siegel.

Polemikschalter off.

Die aktuellen Zahlen vom Arbeitsmarkt sollten uns nachdenklich machen, denn sie suggerieren, dass die Welt wieder stabilisiert werden kann, wenn wir nur alle arbeiten, und am Umbau der Gesellschaft nur teilnehmen können, wenn wir unseren Konsum nicht generell in Frage stellen, sondern ihn nur umstellen.

Mann kann diese Art, der Realität konsequent den Zugang zu dem Hirnareal, das für logisches Denken zuständig ist, zu verwehren, auch tragisch nennen.

Oder schlicht Selbstmord-Kommando. Die Titanic wäre auch dann gesunken, wenn sie anstatt mit Kohle mit Erneuerbaren Energien den Eisberg gerammt hätte.

Das Problem war der Kurs in Verbindung mit dem Speed. Unsere Art, Wohlstand zu generieren, erinnert stark an US-Autos, die erst gang und gäbe waren, und dann nach der Einführung von Sicherheitsstandards und Durchführung von Crashtests das Siegel „ Unsafe at any Speed“ erhielten.

http://en.wikipedia.org/wiki/Unsafe_at_Any_Speed

Slogans wie: „Wir gehen mit dieser Welt um, als hätten wir noch eine zweite im Kofferraum“, oder: „Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß“, zeigen schon anhand der Metapher, die gewählt wurde, um uns mit der Natur in Bezug zu setzen – das Auto, dass mit unserer kompletten Wahrnehmung etwas nicht stimmt.

Wir sitzen zuviel vor oder hinter Scheiben.
Diesen Scheiben wurde eine Eigenschaft weggezüchtet, die Glas ab Werk eigentlich besitzt. Sie wurden entspiegelt.

Nichts würde uns mehr helfen, uns und unser irres Handeln im Kampf für die Umwelt schneller zu realisieren, als ein Blick in den Spiegel.

Was machen wir hier eigentlich konkret? Und wer hat das, was er tut, auch nur im Ansatz verstanden? Wer hat es hinterfragt? Wer hat je an eine Alternative gedacht? Gar ausprobiert?

Die meisten von uns machen das, was die meisten von uns machen. Den wenigsten ist das klar. So wird das nix mit der Nachhaltigkeit. 

Weihnachten steht vor der Tür. Ein Fest für den Einzelhandel. Wir sollten uns den damit einhergehenden Rausch, erzeugt durch Konsumrausch, spätestens ab jetzt, ab 2013 schenken.

„Souverän ist nicht, wer viel hat, sondern wenig braucht“

Niko Paech hat das Glück, richtig zu liegen.


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