Die Terrormacher

Die CIA-Rekrutierung „islamischer Terroristen“ in Afghanistan begann bereits 1979.

Hinweis zum Rubikon-Beitrag: Der nachfolgende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beitrat unter anderem Daniele Ganser und Rainer Mausfeld aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt KenFM diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!

Die CIA-Intervention in Afghanistan

von Michel Chossudovsky

Dieser Text war einer der ersten von Global Research veröffentlichten Artikel am 15. Oktober 2001, in der Woche nach der US-NATO-geführten Invasion Afghanistans am 7. Oktober 2001.

Dem folgenden Interview mit Zbigniew Brzezinski aus dem Jahr 1998 zufolge ging die Einmischung der CIA in Afghanistan dem dortigen Einmarsch sowjetischer Truppen im Jahr 1979 voraus, und zwar im Kontext eines Abkommens über militärische Zusammenarbeit mit der Regierung in Kabul. Es ähnelt dem, das im anhaltenden Syrienkrieg zwischen Damaskus und Moskau geschlossen wurde.

Zbigniew Brzezinski bestätigte, dass die Sowjet-Streitkräfte die Al-Qaida-Söldner bekämpften, die die CIA rekrutiert hatte.

Es ist ausführlich dokumentiert, dass die Rekrutierung, das Training und die Indoktrination der Mudschaheddin durch den Drogenhandel finanziert wurde, den die CIA verdeckt unterstützte.
Die Rekrutierung der Terroristen begann 1979. Sie sollten Afghanistans säkulare Regierung untergraben und zerstören.

Die 1979 getroffene Entscheidung der Carter-Regierung, in Afghanistan zu intervenieren und das Land zu destabilisieren, ist die Wurzel der Zerstörung des afghanischen Nationalstaates.

Seit dem sogenannten sowjetisch-afghanischen Krieg haben die USA den Zustrom von Al-Qaida-Söldnern als Mittel zur Destabilisierung etlicher Staaten vorangetrieben, darunter Syrien und Libyen.

**Interviewer: Der ehemalige CIA-Direktor Robert Gates erklärt in seinen Memoiren [„From the Shadows“], amerikanische Geheimdienste hätten sechs Monate vor der sowjetischen Intervention begonnen, die Mudschaheddin in Afghanistan zu unterstützen. Während dieser Zeit waren Sie der Nationale Sicherheitsberater von Präsident Carter. Sie spielten also eine Rolle bei dem Ganzen. Ist das zutreffend?

Brzezinski: Ja. Der offiziellen Version der Geschichte zufolge begann die CIA-Unterstützung der Mudschaheddin im Laufe des Jahres 1980, also nachdem die Sowjet-Armee am 24. Dezember 1979 in Afghanistan einmarschiert war. Doch die Realität, die bis jetzt unter Verschluss gehalten wurde, ist eine völlig andere. Tatsächlich unterzeichnete Präsident Carter bereits am 3. Juli 1979 die erste Anordnung für eine geheime Unterstützung der Gegner der pro-sowjetischen Regierung in Kabul. Und an eben diesem Tag ließ ich dem Präsidenten eine Mitteilung zukommen, in der ich ihm erklärte, dass diese Unterstützung meiner Meinung nach eine militärische Intervention der Sowjets herbeiführen würde.

Trotz dieses Risikos waren Sie ein Unterstützter dieser verdeckten Aktion. Doch vielleicht wünschten Sie sich selbst den Kriegseintritt der Sowjetunion und wollten diesen provozieren?

Das stimmt so nicht ganz.

Wir trieben die Russen nicht zu einer Intervention, doch wir erhöhten bewusst die Wahrscheinlichkeit, dass sie einmarschieren würden.

Als die Sowjets ihre Intervention mit der Begründung rechtfertigten, sie beabsichtigten, eine geheime Einmischung der USA in Afghanistan zu bekämpfen, glaubten die Leute ihnen nicht. Doch es gab einen wahren Kern. Bereuen Sie heute nichts?

Was sollte ich bereuen? Diese Geheimoperation war eine hervorragende Idee. Sie lockte die Russen in die afghanische Falle, und Sie wollen, dass ich das bereue? An dem Tag, an dem die Sowjets offiziell die Grenze überschritten, schrieb ich an Präsident Carter. Jetzt haben wir die Gelegenheit, der UdSSR ihren Vietnamkrieg zu bereiten. Tatsächlich musste Moskau fast zehn Jahre lang einen Krieg fortführen, den die Regierung nicht unterstützen konnte, ein Konflikt, der die Demoralisierung und schließlich den Zerfall des sowjetischen Reichs mit sich brachte.

Und Sie bereuen auch nicht, dass Sie den islamistischen Fundamentalismus unterstützt haben, dass Sie künftigen Terroristen Waffen und Ratschläge gegeben haben?

Was ist wichtiger für den Lauf der Welt? Die Taliban oder der Zusammenbruch des Sowjet-Reiches? Ein paar Moslems in Aufruhr oder die Befreiung Zentraleuropas und das Ende des Kalten Krieges?

Ein paar Moslems in Aufruhr? Doch es heißt doch immer wieder, dass islamistischer Fundamentalismus heute eine weltweite Bedrohung darstellt.

Unsinn! Es heißt, der Westen hatte eine globale Agenda in Bezug auf den Islam. Das ist Blödsinn. Es gibt keinen globalen Islam. Sehen Sie sich den Islam auf eine rationale Art an, ohne Volksverhetzung oder Gefühle. Er ist die führende Weltreligion mit 1,5 Milliarden Anhängern. Doch was haben saudi-arabischer Fundamentalismus, der marokkanische gemäßigte Islam, pakistanischer Militarismus, die pro-westliche Haltung Ägyptens oder der Säkularismus Zentralasiens miteinander gemein? Nicht viel mehr als das, was die christlichen Länder eint.


Redaktionelle Anmerkung [Rubikon]: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „The CIA’s Intervention in Afghanistan. U.S. Recruitment of “Islamic Terrorists” Started in 1979. Zbigniew Brzezinski“. Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.

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Es bringt wenig, nur im eigenen, wenn auch exquisiten Saft zu schmoren. Deshalb sammelt und veröffentlicht die Rubikon-Weltredaktion unter Federführung von Susanne Holsteiner und Karin Leukefeld regelmäßig Stimmen aus aller Welt, vorwiegend aus dem anglo-amerikanischen und arabischen Raum. Wie denken kritische Zeitgenossen dort über geopolitische Ereignisse? Welche Ideen haben sie zur Lösung globaler Probleme? Welche Entwicklungen beobachten sie, die uns in Europa vielleicht auch bald bevorstehen? Der Blick über den Tellerrand ist dabei auch ermutigend, macht er doch deutlich: Wir sind viele, nicht allein!

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Dieser Beitrag erschien am 1.12.2018 bei Rubikon – Magazin für die kritische Masse.

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