Die Gewerkschaften als Büttel der Corona-Zwangsdigitalisierung? | Von Hermann Ploppa

Wer die Geschichte des DGB kennt, wird sich nicht mehr wundern.

Ein Standpunkt von Hermann Ploppa.

So mancher Gewerkschaftler wird seinen Augen nicht mehr trauen. Warum? Kneipen, Restaurants und Gaststätten müssen seit einigen Monaten, wegen Corona, Listen auslegen. Da müssen sich die Gäste eintragen. Mit vollem Namen, Telefonnummer, E-Mail Adresse und postalischer Adresse. Angeblich wollen die Behörden damit wohl „Superspreader“ erkennen und den Weg der todbringenden SARS-Cov2-Viren nachverfolgen. Es ist indes nicht bekannt, ob dieser Daten-Striptease unbescholtener Gaststättenbesucher jemals genutzt wurde, um irgendwelche viralen Reisewege nachzuverfolgen. Was als Ergebnis festzuhalten ist: es fliegen Papierstreifen mit hochempfindlichen persönlichen Daten ungeschützt in der Gegend herum. Der Gast fühlt sich unangenehm durchleuchtet. Dabei will er doch nur ein Bier trinken oder Pommes essen. Wem ist es zu verdenken, dass er dann zwar sich dieser ebenso albernen wie entwürdigenden Prozedur unterwirft, um seinen Heißhunger zu stillen? Dass er dann aber mit „Donald Duck, Ganterweg 14, 88034 Entenhausen“ signiert?

Nun, um auf die Gewerkschaften zurückzukommen, die ja eigentlich nicht nur für korrekte Löhne sorgen sollen, sondern auch ein bisschen auf die Einhaltung der Bürgerrechte achten müssten: jetzt hat der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Guido Zeitler, sich aufgeregt über Kneipengäste, die nicht ihren Klarnamen in die flüchtigen Formulare eintragen mögen:

„Wer sich nicht korrekt einträgt, handelt nicht nur aus Gesundheitssicht fahrlässig. Er gefährdet auch die wirtschaftliche Existenz der Betriebe und der Angestellten.“, vertraute Zeitler der Neuen Osnabrücker Zeitung an (1). Die Obrigkeit könnte ja womöglich Gaststätten zwangsweise schließen, wenn sich da allzu viele Leute als Donald Duck oder James Dean eintragen. Jaja, die Obrigkeit, bestehend aus Gewerbeaufsicht. Und Zeitler weiß eine Lösung: „Es wäre eine Überlegung wert, auch Kontaktdaten digital zu erfassen. So etwas muss technisch möglich sein – natürlich unter Einhaltung sämtlicher Datenschutzregeln“. Oh ja, wir wissen doch, dass unsere Obrigkeit sich immer und überall auf das Gewissenhafteste an die Datenschutzregeln hält!

Nun mal im Ernst: ein Gewerkschaftler möchte eine vollkommen verfassungswidrige Totalüberwachung sogar unseres Verzehrs von Bockwürsten in der Eckkneipe jetzt auch noch digital perfektionieren, damit dem gedemütigten Bundesbürger auch das letzte Schlupfloch des schwarzen Humors noch verbaut wird, und unsere Daten auf digitalem Wege jederzeit der US-Horchbehörde NSA verfügbar werden? Für wen engagiert sich Zeitler denn eigentlich? Für die Arbeiterschaft? Das lässt sich aus seinem Reden absolut nicht ableiten.

Es ist sicher hilfreich, sich einmal die Entstehungsgeschichte des Deutschen Gewerkschaftsbundes aus dem Schoß des US-Geheimdienstes CIA vor Augen zu führen. Um zu verstehen, dass Zeitlers aktuelle Äußerung keine Gedankenlosigkeit eines vereinzelten Gewerkschaftlers ist. Deswegen aus meinem aktuellen Buch „Der Griff nach Eurasien – Die Hintergründe des ewigen Krieges gegen Russland“ ein Auszug:

Deutsche Gewerkschaften als Abbild amerikanischer Gewerkschaften

Das Bildungsbürgertum zu amerikanisieren war das Eine. Die Arbeiter und Angestellten auf Linie zu bringen ist das Andere. Hatten sich doch nach dem Zweiten Weltkrieg deutsche Hafenarbeiter geweigert, mit Waffen und Munition beladene Schiffe zu leeren. Renitente Arbeiter könnten den geplanten Krieg gegen die Sowjetunion empfindlich ins Stottern bringen. Und wenn diese Arbeiter auch noch von Moskau gesteuert sind und ganz punktuell alles zum Erliegen bringen, was gegen die Sowjets gerichtet ist, was soll dann aus dem geplanten Krieg werden? Die Kontrolle über die Gewerkschaften Westdeutschlands war von buchstäblich kriegsentscheidender Bedeutung für die Amerikaner.

Klar, der FDGB in der DDR war auch keine wirkliche Interessenvertretung der Arbeiter, sondern ein Instrument im Orchester der sowjetischen Macht. Folglich musste der DGB im Westen ebenso als geopolitisches Instrument unter die Kontrolle der USA gebracht werden. In der Weimarer Republik gab es den Dachverband ADGB. Keine sonderlich scharfe Waffe im Arbeitskampf. Am 1. Mai 1933 rief der ADGB zur Teilnahme an Adolf Hitlers erstem arbeitsfreien Tag der Arbeit auf. Hitler bedankte sich, indem er am 2. Mai 1933 die Gewerkschaftsführer in Konzentrationslager abführen ließ. Das Vermögen der Gewerkschaft ließ er der neuen Deutschen Arbeitsfront zuführen. Das war das schmachvolle Ende des ADGB.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ergab sich für die Strategen aus den USA nach der gründlichen Ausrottung freier Gewerkschaften in Deutschland durch Hitler die einmalige Gelegenheit, auf die leere deutsche Tafel die Gewerkschaften von Grund auf nach amerikanischem Vorbild neu aufzubauen. Nach amerikanischem Vorbild hieß: die Gewerkschafter als „erste Offiziere der Industriekapitäne“ zu definieren, wie es ein Mitstreiter von Präsident Theodore Roosevelt einmal so treffend zu formulieren wusste. Freie Gewerkschaften wie die International Workers of the World (IWW) wurden in den USA immer mit härtester Gewalt unterdrückt.

Stattdessen gründete die National Civic Federation, eine Organisation der mächtigsten Wirtschaftsgruppen der USA, mit der American Federation of Labor (AFL) eine eigene Pseudo-Gewerkschaft, deren erster Präsident auf Lebenszeit Samuel Gompers sich immer vorrangig Gedanken gemacht hat, wie er die Arbeiter am besten auf die Ziele der Kartelle, die ihn bezahlten, ausrichten konnte. Der AFL hatte sich noch eine etwas progressivere Pseudo-Gewerkschaft Congress of Industrial Organizations (CIO) für die ungelernten Arbeiter hinzugesellt, die der New Deal-Politik von Präsident Roosevelt nahe stand. Beide wurden nach dem Zweiten Weltkrieg quasi als Entwicklungshelfer auf die deutschen Arbeiter losgelassen. AFL und CIO waren im Krieg tief verwickelt in die Kriegsanstrengungen der US-Regierung, unter anderem im War Production Board. Beide Gruppen waren schon personell verflochten mit dem Labor Branch des US-Geheimdienstes OSS. Und konsequenterweise waren beide auch in der CIA-Abteilung Clandestine Service (heimlicher Dienst) unter Leitung von Allen Dulles sehr aktiv.

Doch zunächst galt es den 1945 gegründeten Weltgewerkschaftsbund zu spalten. Dort waren alle wichtigen Gewerkschaften, auch die CIO und die britische TUC, gemeinsam mit den kommunistischen Arbeitervertretungen unter einem Dach organisiert. Die AFL-Leute gründeten mit dem Geld der amerikanischen Geheimdienste und des Office of Policy Coordination neue synthetische Spaltergewerkschaften: Die Force Ouvriére in Frankreich als Konkurrenz zur kommunistischen CGT. Oder in Italien die Confederazione Italiana Sindicata Lavoratori (CISL).

Diese Stoßtruppen bewährten sich, um den Boykott der Rüstungstransporte in französischen und italienischen Häfen zu brechen. Als die antikommunistischen Gewerkschaften auf eigenen Füßen stehen konnten, gründeten die AFL-Funktionäre 1949 als nächstes einen neuen konkurrierenden Weltdachverband, die International Confederation of Free Trade Unions (ICFTU), auf Deutsch: Internationaler Bund Freier Gewerkschaften. Jetzt war die Zeit reif, um auch in Deutschland einen antikommunistischen gewerkschaftlichen Dachverband zu gründen: den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Die Befehlskette verlief jetzt von Allen Dulles vom CIA über den AFL-Exekutivsekretär Jay Lovestone zum AFL-Europachef Irving Joseph Brown, weiter zum AFL-Deutschlandsekretär Henry Rutz, ein gebürtiger Deutscher, der in die USA emigriert war, und der jetzt aufgrund seiner deutschen Sprachkenntnisse auch bei DGB-Massenkundgebungen auftrat.

Am deutschen Ende dieser transatlantischen Befehlskette befand sich der DGB-Vorsitzende Hans Böckler. Ihre ersten Pluspunkte konnten die amerikanischen Freunde von der AFL verbuchen, als sie erfolgreich Fabrikdemontagen in Deutschland durch Fürsprache bei der US-Regierung verhindern konnten. Auch die Geldspritzen aus Übersee waren nicht unwillkommen: „Sowohl AFL als auch CIO hatten Kontakt zur CIA und verteilten Gelder, die aus dem immensen Budget stammten, an gewerkschaftliche Organisationen und Parteien des Westens.“

Nunmehr hatte die amerikanische Regierung die westdeutsche Arbeiterschaft beinahe vollständig unter Kontrolle. Vom DGB-Vorstand bis zum Vertrauensmann in der Fabrik ergibt sich hier eine lückenlose Kontrolle und Überwachung der Arbeiter: „Es ging darum, pro-western people in gewerkschaftliche Schlüsselpositionen zu bringen, und dort zu sichern und zugleich detaillierte Analysen der Gewerkschaften und der politischen Entwicklung in den europäischen Ländern zu erhalten.“ Folglich wurden schon wenige Jahre nach der Gründung des DGB alle Kommunisten aus der Organisation entfernt. Der Gehorsam der deutschen Gewerkschaftler gegenüber ihren Sponsoren aus Übersee hielt lange Jahre an. Erst Ende der 1960er Jahre wagte der damalige DGB-Chef Ludwig Rosenberg, dem vom AFL-Vorsitzenden George Meany verhängten Gesprächsverbot gegen Kommunisten zu widersprechen – woraufhin Meany seine AFL aus dem Internationalen Bund Freier Gewerkschaften abzog. Jedoch gehört es nach wie vor zu den ungeschriebenen Gesetzen, dass immer deutsche Gewerkschaftsvertreter zu Gast sind in den elitären Tafeln der Bilderberger und der Trilateral Commission. In letzterer ist traditionell der jeweilige Chef der Chemiearbeitergewerkschaft vertreten. Die Formel von der „Sozialpartnerschaft“  ist ein direktes Ergebnis dieser amerikanischen Beeinflussung des DGB. Die Einheitsgewerkschaft genoss lange Jahre ein hohes Ansehen in der Bevölkerung, weil sie die betriebliche Mitbestimmung und relativ hohe Löhne durchgesetzt hatte. Das Preis-Leistungsverhältnis in diesem einseitigen Abhängigkeitsverhältnis stimmte zunächst.

Auszug aus dem Buch Hermann Ploppa: Der Griff nach Eurasien – Die Hintergründe des ewigen Krieges gegen Russland. Marburg 2019. 

Quelle:

  1. https://www.noz.de/deutschland-welt/wirtschaft/artikel/2131616/gewerkschaft-ngg-falsche-kontaktdaten-gefaehrden-gesundheit-und-jobs

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Danke an den  Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle:   Heiko Kueverling /shutterstock

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