DIAs vs. Friedensfahrer

Von Dirk C. Fleck.

Wisst ihr, was ein DIA ist? Natürlich wisst ihr das, nicht wahr? DIA positiv, davon haben die Eltern doch sicher noch einige im Wandschrank, als Urlaubserinnerung. Rimini, Kärnten, Federball im eigenen Vorgarten etc. Es gibt aber auch den Begriff DIA negativ. Diese Bezeichnung steht für Dummheit, Ignoranz, Aggressivität. Hat sich als Marke noch nicht richtig durchgesetzt, obwohl sie auf eine immer größer werdende Zahl von (meist jüngeren) Zeitgenossen zutrifft wie die berühmte Faust aufs Auge. Zu beobachten ist der rasante Aufstieg der DIA-Fraktion in den sozialen Netzwerken, auch auf dieser Seite. Die sozialen Netzwerke sind die Bühnen, auf denen die DIAs ihren verbalen Müll am liebsten abladen, in denen sie für alle Welt sichtbar von ihrer erbärmlichen Geisteshaltung Zeugnis ablegen. Anonym, versteht sich.

Wie soll man auf so etwas reagieren? Hält man es mit Friedrich dem Großen, der 1781 am Werderschen Markt an einem in großer Höhe angebrachten Protestplakat gegen seine Kaffeepolitik vorbeiritt und seine Heiducken anwies, es doch niedriger zu hängen, „damit sich die Leute nicht den Hals ausrecken müssen“, oder löscht man die Kommentare, die mit sachlicher Kritik nichts zu tun haben und sich stattdessen in unflätigen Beschimpfungen ergehen?

Die Administratoren von KenFM haben sich für Letzteres entschieden, als kurz nach Veröffentlichung des Jebsen-Interviews mit Owe Schattauer, in dem sich dieser zur Friedensfahrt nach Moskau äußert, ein Kommentargewitter der übelsten Sorte losbrach. Ich war rechtzeitig auf der Seite und konnte nicht fassen, was hier an Hasstiraden gegen Owe, den Mitinitiator der Friedensfahrt, losgelassen wurde. Und das, obwohl auf KenFM mehr als irgendwo sonst vor den Gefahren eines 3. Weltkrieges gewarnt wurde und wird. Es ist dieses Format, auf dem die uns seit anderthalb Jahren begleitende mediale Kriegshetze beständig analysiert und bloßgelegt wird. Hier wurden und werden die Zusammenhänge zwischen den US-amerikanischen Interessen und der Pudel-Politik Merkels erklärt, wird in der Flüchtlingsfrage dringlicher als anderswo auf Ursache und Wirkung hingewiesen. Vor diesem Hintergrund und vor der Tatsache, dass die NATO für alle sichtbar riesige Truppenverbände auf unseren Straßen unmittelbar bis an die Grenzen Russlands bewegt, musste ich erst einmal nach Luft schnappen, als ich die Reaktionen auf das Interview las.

Ich war fünfunddreißig Jahre im Journalismus tätig, ich habe in Redaktionen großer Tageszeitungen und Magazine gearbeitet und gegen nichts war ich so allergisch wie gegen Zensur. Als ich begriff, dass die innenredaktionelle Zensur als eine Art freiwilliger Selbstkontrolle mehr und mehr um sich griff, bin ich aus dem Journalismus ausgestiegen. Und jetzt ertappe ich mich dabei, dass ich den Administratoren dieser Seite in ihrer Entscheidung, die Kommentare der DIAs zu löschen, entschieden zustimme. Man möchte sie schon deshalb nicht lesen, um nicht ständig daran erinnert zu werden, wie wenig wir Menschen mit dem Begriff Frieden anzufangen wissen. Wir halten ihn für selbstverständlich, das ist er aber nicht. Man muss ihn sich erkämpfen, so komisch das klingt.

Und dieser Kampf ist heute, da das US-amerikanische Imperium an seinen Schulden zu ersticken droht, notwendiger denn je. Dem Moloch, und das wissen die Eliten, hilft nur noch ein großer Krieg aus der Patsche. Das ist der Grund, weshalb sie vor unser aller Augen so unverfroren auf Provokation setzen, warum sie sogar eine atomare Auseinandersetzung in Kauf nehmen. An dieser Stelle möchte ich John F. Kennedy zitieren, der wie jeder amerikanische Präsident vor und nach ihm an den Fäden der wahrhaft Mächtigen zappelte, der sich aber aufgerufen fühlte, in Kenntnis des militärisch-industriellen Komplexes vor ihm zu warnen, was er schließlich mit dem Leben bezahlte. John F. Kennedy sagte folgendes; „Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende“.

An alle DIAs da draußen: dieses Ende ist näher als ihr glaubt. Und Sekunden vor zwölf (Zitat Schattauer) jemanden zu verunglimpfen, der eine Friedensfahrt nach Moskau organisiert, um in unserer narkotisierten Weltgemeinschaft ein kleines Zeichen der Vernunft zu setzen, ist unter aller Sau. Der Mann, den ihr da beschimpf, weiß zumindest, dass man mit einer geballten Faust keinen Händedruck wechseln kann. Seine Friedensfahrt wird zwar nur ein Fliegenschiss auf den Aufmarschplänen der NATO sein, aber im Vergleich zu euren Äußerungen fühlt sie sich an wie ein Klumpen Gold.

Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Artikels.

KenFM bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Meinungsartikel und Gastbeiträge müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.


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