Deutsche Konzerne und ihre Rohstoffgier in Brasilien

Von Andreas Grünwald.

Die Verantwortlichen für die Brandrodungen in Brasilien sitzen zu einem starken Anteil in Deutschland. Anstatt uns also weiterhin nur mit Horror-Bildern über die Brände im Amazonas Gebiet gegenseitig in Schrecken zu versetzen, wäre es jetzt also doch viel notwendiger sich mit den ökonomischen und politischen Hintergründen und vor allem auch mit der Rolle deutscher Politik und deutscher Monopolunternehmen betreffs der Vernichtung der südamerikanischen Regenwälder zu beschäftigen. Denn nicht nur dass diese an diesem Vernichtungsfeldzug einen starken Anteil haben, allein dadurch könnte doch auch so etwas wie eigene Handlungsperspektive entstehen. Sich indes in schrillen Tönen immer wieder nur und ausschließlich über die besondere Brutalität von Jair Bolsonaro aufzuregen, das ist zwar verständlich, aber es bringt nur wenig. Denn Bolsonaro ist doch nur der Bluthund, der gerade auch zum Nutzen des deutschen Industrie- und Monopolkapitals, wie auch des Monopolkapitals aus einigen anderen Ländern, dort vor Ort in Brasilien dann die Drecksarbeit verrichtet.

Es ist Deutschland, das dort in Brasilien – und wie keine andere imperiale Macht Europas – eigene ökonomische Interessen verfolgt und verteidigt. Am besten und längsten sicherlich festzumachen an den schon viele Jahrzehnte dauernden Aktivitäten von VW do Brasil. Eine Tochterfirma eines deutschen Staatsunternehmens, das dort in Brasilien schon seit den 1950er Jahren agiert. Mit großen Fabriken in der Herstellung von Autos, aber eben auch durch Brandrodungen, die es VW gestatteten im Amazonas Gebiet eine Fläche in Besitz zu nehmen, die allein schon größer ist als die gesamte Fläche von Berlin, Hamburg und Bremen zusammen genommen. Nicht nur Rinderzucht wird auf solchen Flächen betrieben. Auch zum Beispiel der Anbau von Soja oder die Ausbeutung brasilianischer Rohstoffe. Unter erbärmlichen Bedingungen für die dort Beschäftigen, aber auch mit katastrophalen Auswirkungen für den ehemaligen Lebensraum indigener Völker und mit katastrophalen Auswirkungen für den Regenwald und unser Klima. Muss man zudem daran erinnern, wie noch vor einigen Jahren immer auch mal wieder kleinere Berichte hier bei uns zu lesen waren und die uns über die erbärmlichen sozialen Verhältnisse dort informierten? So schlimme Verhältnisse, dass uns diese an die schlimmsten Zeiten der Sklaverei erinnerten. Hunderte von Menschen sind so allein durch die Aktivitäten von VW do Brasil dort in Brasilien um ihr Leben gekommen. Wie das einst begann, lesen wir in einer älteren Broschüre aus dem Jahr 1984 (1)

VW do Brasil steht aber nur beispielhaft für etwa 1400 große deutsche Unternehmen, die in Brasilien an der Ausbeutung des Landes führend beteiligt sind. Es ist die Creme de la Creme des deutschen Monopolkapitals, die in Brasilien an der Ausbeutung auch von Rohstoffen, wie Eisenerzen, Nickel, Aluminium und so weiter direkt oder indirekt partizipiert. Rohstoffe, die dort nicht selten im Amazonas gefunden werden. Es sind deutsche Unternehmen und Banken, aber auch Versicherungen, die sich in Brasilien seit vielen Jahren eine goldene Nase verdienen und dafür rücksichtslos auch die weltweit wichtigsten Zonen zum Schutz unseres ökologischen Gleichgewichts für ihre Profitinteressen bereit sind zu opfern. Eine gute Übersicht dazu – sozusagen eine Bilanz des Schreckens – entnehmen wir dem Buch von Christian Russau, das erst vor zwei Jahren unter dem Titel “Abstauben in Brasilien” im VSA Verlag erschien und uns hiermit als PDF Datei vollständig vorliegt (2)

Und es sind europäische, US-amerikanische, aber führend eben auch deutsche Konzerne, die dort nun seit dem kalten Putsch gegen die letzte progressive Regierung des Landes erneut riesige und zusätzliche Profite wittern und die sich dafür regelrecht einen Krieg um dort im Amazonas lagernde Rohstoffe liefern. Es ist deutsche Politik, die daher auch am Sturz der dort bis vor geraumer Zeit noch existierenden progressiven Regierung einen Anteil hatte. Ebenso wie zuvor schon in Argentinien oder etwa in Peru oder wie sie es jetzt in Venezuela immer wieder versuchen. Es sind schließlich deutsche Handelsunternehmen, die am Import südamerikanischer Agrarprodukte, wie etwa Soja oder auch von Hühner- bzw. Rinderfleisch, profitieren, während zum Beispiel die BASF und ihre Tochterunternehmen, sich eine goldene Nase daran verdienen entsprechende Gifte für die Agrarindustrie dann nach Brasilien zu exportieren. Es sind schließlich deutsche Monopolunternehmen wie VW, Mercedes oder auch BMW, die dann selbst noch aus dem Abfall der bei der Zerstörung der Regenwälder entsteht, also aus Holzkohle, wichtige Rohstoffe zu günstigen Bedingungen generieren. Und es sind Unternehmen wie etwa Bayer, die riesige Profite dort aus dem Anbau von gen-manipulierten Zuckerrohr schöpfen. Und deshalb ist es die deutsche Politik, die es auch nicht dulden will, dass progressive Regierungen in diesen Ländern diesem Treiben dort versuchen gewisse Schranken aufzuerlegen. Siehe dazu beispielsweise hier (3)

Jair Bolsonaro passt indes in dieses Konzept zur Wahrnehmung imperialer deutscher Interessen, wie kaum ein zweiter, konnten wir noch vor einigen Monaten zum Beispiel im Handelsblatt oder auch, wie jetzt hier beispielhaft verlinkt, in Artikeln des capital lesen (4)

Jair Bolsonaro ist für deutsche Politik aber auch deshalb besonders interessant, da er nun das Tor für Privatisierungen bislang öffentlichen Eigentums oder von Grund und Boden weit öffnet. Das folgt den Beispielen in Griechenland, Kenia und in zahlreichen weiteren Ländern Südeuropas, aber auch Afrikas und Asiens, wo sich nicht zuletzt deutsche Banken eine goldene Nase mit so genannten Krediten oder Anleihen verdienten. Und daher ist es auch die deutsche Bundesregierung, die wie kaum eine andere, um das Freihandelsabkommen mit den Mercosur Staaten kämpft und es unbedingt – auch gegen den Widerstand von Frankreich – verwirklicht sehen möchte, lesen wir beispielsweise hier: (5)

Es wäre dringend notwendig, dass progressive Journalisten diese Zusammenhänge zusammenfassend aufarbeiten. Denn nur damit entstünde für uns, wie für die Umweltbewegung, doch eine reale Handlungsperspektive durch politischen Druck hierzulande zu wirklichen Veränderungen auch in Brasilien beizutragen.

Es wäre aber auch an der Zeit, dass einige deutsche Linke (das gilt Gott sei Dank nicht für alle) ihre anderen Ländern gegenüber bestehende missionarische Haltung endlich einmal überdenken, und wonach – selbst auch unter Linken – vor allem am deutschen Wesen diese Welt genesen möge. Denn es sind die Regierungen nicht zuletzt von Venezuela oder Nicaragua oder auch von Bolivien, wie auch die Kräfte der brasilianischen oder argentinischen Arbeiterbewegung, die diesem Treiben international agierender Konzerne auch vor Ort versuchen einen Riegel vorzuschieben. Dass die dabei nicht immer fehlerfrei agieren, ja das ist so. Aber wie klein sind deren Fehler im Vergleich zu unseren Fehlern?

Also wenn wir zum Beispiel immer nur von Jair Bolsonaro reden, während wir aber die eigentlich Verantwortlichen, die, die direkt vor unserer eigenen Haustür sitzen, bewusst oder unbewusst, aber eben weitgehend aus der Schusslinie unserer Kritik heraus lassen.

Quellen:

  1. https://www.welthaus.de/fileadmin/user_upload/News/1984-04_Die_Farm_am_Amazonas_AG_Brasilien__Dritte_Welt_Haus_e.V._web.pdf
  2. https://www.rosalux.de/…/VSA_Russau_Abstauben_in_Brasilien.…
  3. https://netzfrauen.org/2019/01/03/brasilien/
  4. https://www.capital.de/…/warum-deutsche-firmen-hoffnungen-i…
  5. https://amerika21.de/…/mercosur-europaeische-union-freihand…

Bildquelle:  John Kehly/shutterstock

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