KenFM im Gespräch mit: Dr. Daniele Ganser (August 2014)

Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben.

Während diese Erkenntnis sich bei einem immer größeren Teil der Bevölkerung zumindest oberflächlich durchgesetzt hat, wartet vor allem der Historiker auf das, was man die Konsequenzen dieser Erkenntnis nennen könnte. Die Bereitschaft hierzu ist aber nur sehr bedingt zu erkennen, und dafür gibt es einen Grund.

Dass, was man in der Gegenwart von der Politik als „Die Wahrheit“ verkauft bekommt und das, was später in den Geschichtsbüchern als tatsächlicher Ablauf der Geschichte landet, trennt ein enormes Delay von mehreren Jahrzehnten.

In dieser Zeit schlummern all jene Aufzeichnungen mit dem Stempel „Streng vertraulich“ oder „Top secret“ in den Panzerschränken, die die Geschichte zurechtrücken können und genau das nach ihrer Freigabe auch bewirken.

Auch der Historiker muss, damit seine Arbeit nicht als reine Spekulation abgetan wird, warten. Warten, bis ihm eine Regierung irgendwann einmal den Zugang zu den entscheidenden, oft die „nationale Sicherheit“ betreffenden Papieren gewährt. Meist tritt dann schwarz auf weiß zu Tage, was bis dato nur sogenannte Verschwörungstheoretiker, mit zahlreichen Beweisen und schlüssigen Theorien gedeckt, schon lange behauptet hatten. Die Regierung damals hatte gelogen, was beispielsweise den Kriegsgrund gegen ein anderes Land anging, der damals aufgrund der „Faktenlage“ in den Massenmedien jedoch als alternativlos dargestellt wurde.

Kommt die Lüge Jahrzehnte später ans Tageslicht, gilt sie schnell als historische Sensation. Sogar in dem Land, das durch die Arbeit des Historikers der Lüge überführt wurde.

Nur hat das bereits angesprochene Delay von der geschichtlichen Aufklärung den Effekt, dass die Bevölkerung der Gegenwart sich mit den Verbrechen der Vergangenheit nicht mehr identifizieren kann. Entscheidend aber ist, dass Tatsachen, die damals aufgrund der dieser geschichtlichen Lüge geschaffen wurden, nicht mehr rückgängig zu machen sind. Der Irak beispielsweise wurde von den USA wegen erfundenen und gefälschten Beweisen in die Steinzeit zurückgebombt. Seine gesamte Infrastruktur wurde zerstört, die gebildete Mittelschicht vertrieben oder getötet, und die Ölreserven okkupiert.

Geschichte lässt sich nicht rückgängig machen, aber die Geschichtsschreibung lässt sich massiv manipulieren, wenn es den Regierungen in der Gegenwart gelingt, über das Delay der Aufklärung hinweg den Völkern weltweit etwas nicht zu ermöglichen. Nämlich zu erkennen, dass, während sich der Historiker mit den Lügen der Vergangenheit beschäftigt, die Regierenden der Gegenwart permanent neuen Lügenstoff für immer neue Generationen von Historikern liefern.

Aktuelle Geschichte, umgesetzt von aktueller Politik, ist im großen und ganzen Intrige und wird über unterwanderte Massenmedien der Bevölkerung global als „Die Wahrheit“ verkauft.

Politiker sind im weitesten Sinne Pressesprecher der Industrie, die die Interessen von Privatpersonen oder deren Konzerninteressen der Bevölkerung als einen mehr oder weniger sauren Apfel verkaufen, in den das Volk dann wohl oder übel zu beissen habe.

Oft wird diese Forderung mit geheuchelten humanistischen Interessen unterfüttert. Im weitesten Sinne geht es denen, die vorgeben, Krieg aus humanistischen Gründen führen zu müssen, weniger um die “Werte der Demokratie“, denn eher um die „Werte des Kapitalismus“: Aktienwerte. Frank Zappa brachte es in einem vor Zynismus triefenden Satz auf den Punkt: „Politik ist die Unterhaltungsabteilung der Rüstungsindustrie.“

Wer als Historiker über das Freilegen der tatsächlichen Vergangenheit einen tatsächlichen Einfluss auf die Zukunft haben möchte, muss in der Gegenwart erreichen, dass die Menschen die sich ständig wiederholende Mechanik der Lügen verstehen, erkennen und sich ihr tatsächlich entgegenstellen. Dies kann gelingen, wenn Menschen lernen, dass die von der Politik „inszenierte“ Gegenwart immer ein Konstrukt ist, dass dazu dient, SIE, die Massen, zu lenken. Ohne Komplizen – embeddete Massenmedien – wäre dieses immer mit tödlichen Folgen behaftete Vorhaben nicht auszuführen.

Auch die Wahrheit von heute, sprich, was uns in großen Zeitungen und Nachrichtenshows zur Primetime als Status Quo erklärt wird, beispielsweise die Krim-Krise, wird sich aufgrund der Mechanik des Historischen Delays erst in Jahrzehnten als DIE Lüge herausstellen, die zu Verbrechen in der Gegenwart genutzt wurden, um unser aller Zukunft zu manipulieren. In simplen Worten: Jede Regierung lügt mehr oder noch mehr für die privaten Interessen derer, die die Regierung in dieser Konstellation überhaupt „vorgecastet“ haben. Personen, die sich konsequent im Hintergrund halten und von dort die Strippen ziehen, um die Polit-Puppen tanzen zu lassen.

Der Schweizer Historiker Dr. Daniele Ganser beschäftigt sich auch mit unserer jüngeren Geschichte. Konkret: Er versucht nicht nur, Ereignisse aufzuarbeiten, die Jahrzehnte zurückliegen, wie etwa die Kuba-Krise, die bei den meinte Menschen heute nur noch ein Achselzucken hervorrufen wird. Ganser forscht auch zu Themen wie inszeniertem Terror in der Gegenwart, ausgeführt zum Beispiel durch die NATO, oder auch DER Zäsur in der jüngsten Geschichte, den Ereignissen des 11. September 2001.

Wer sich als Historiker mit seinen Arbeiten derart dicht an die Geschehnisse der Gegenwart heranarbeitet, wirft damit etwas Wesentliches über Bord, was Historiker vor Feinden aus der Politik schützt, da die an der Geschichte beteiligten Politiker längst im Ruhestand oder tot sind, wenn die Wahrheit durch den Historiker ans Licht kommt. Es ist wieder das Delay der Aufarbeitung. Wenn dieses Delay auf ein paar Jährchen zusammenschrumpft, die Verantwortlichen noch juristisch haftbar zu machen sind, arbeitet der klassische Historiker parallel als eine Art Ermittler, der den Strafverfolgungsbehörden wasserdichte Fakten liefert, die die entsprechenden Personen massiv belasten und ganze Regierungen in Misskredit bringen können.

KenFM traf zum wiederholten Male den Schweizer Historiker und Friedensforscher Dr. Daniele Ganser in Basel, um mit ihm nicht nur über die Mechanik der klassischen Aufarbeitung zu sprechen, sondern auch, wie man diese Mechanik durchbrechen kann. Zudem kommt in dem 100-minütigen Gespräch das wesentliche Motiv der meisten historischen Lügen zur Sprache: Macht. Macht, die sich vor allem auf den Zugriff von endlichen Ressourcen konzentriert. Ressourcen sind das A und O, um die Kriege der letzten Jahrzehnte zu verstehen.

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