Caligula Trump

Von Dirk Pohlmann.

Donald Trump, der kommende Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner, hat in der letzten Rede seines Primary-Wahlkampfes in South Carolina erneut bewiesen, aus welchem krummen Holz er geschnitzt ist und auf welchen Kurs er die USA schicken will, sollte er Präsident werden.

Bewundernd berichtete er von einer Massenerschießung, die General John “Black Jack” Pershing gegen muslimische Guerillas auf den Philippinen während der Moro-Rebellion 1899-1913 – angeblich – durchführte. (Die Moros wehren sich auf einigen Inseln der Philippinen seit 400 Jahren gegen die Besetzung ihrer Heimat durch Japan, Spanien, die USA und jetzt durch die Regierung der Philippinen.)

O-Ton Trump über General Pershing: „Er nahm fünfzig Patronen und tauchte die Geschosse in Schweineblut. Er befahl seinen Männern, ihre Gewehre damit zu laden, sie haben 50 Leute an einer Wand aufgestellt und dann 49 Leute erschossen. Dem fünfzigsten Gefangenen hat er gesagt: „Geh zu deinem Volk und sag ihm, was hier geschehen hist. Und für 25 Jahre gab es da kein Problem mehr, okay?“

Dahinter steht die Vorstellung, dass Muslime, die mit Schweineblut verunreinigt werden, trotz ihres „Märtyrertodes“ nicht ins Paradies kommen. Wenn man also Muslime auf diese Weise erschösse, sie in Schweinehaut oder zusammen mit Schweinekadavern beerdige, dann könne man sie abschrecken. Die Geschichte über Pershing und das Schweineblut kursiert seit Jahren in den höchsten Etagen Washingtons, wie man in US-Medien nachlesen kann. Das ist der Geist, der dort in den Hinterzimmern herrscht. Eine simplistische Lösung, die ein komplexes Problem handhabbar macht, exakt die Denkweise, die die sogenannten Qualitätsmedien gerne als „Verschwörungstheorie“ bezeichnen – wenn sie damit eine Argumentation brandmarken können, die sich gegen die US Politik richtet. Die Pershing Methode entspricht dem Weltbild von Brandstiftern, die an Flüchtlingsheimen oder dem ganzen Planeten herumzündeln – demnächst aus dem Weißen Haus.

In der selben Rede sprach sich Trump erneut dafür aus, Waterboarding einzusetzen, wobei er ja schon zuvor angekündigt hat, dass er noch viel schlimmere Folter-Methoden für die richtige Vorgehensweise im Terror-Krieg hält. (Der fälschlicherweise „Krieg gegen den Terror“ genannt wird. Es handelt sich eher um ein Rekrutierungsprogramm für terroristische Organisationen, die man dann nutzen und/oder bekämpfen kann.)

Die Pershing-Geschichte, die Trump da verbreitet, ist eine Internetlegende der Kategorie „Flüchtlinge braten Kuscheltierzoo-Ziege“. Eine Lüge, die viel über die Person offenbart, die sie genüsslich verwendet, und wenig über die Realität.

Zur Realität gehört folgendes:

  • Trump hat beste Chancen, der nächste US-Präsident zu werden.
  • Trump hat vor, die USA in einen Methodenwettbewerb mit IS und SS ganz vorne zu platzieren. Wer wendet die grausamst-mögliche Methode an, um den Feind in die Knie zu zwingen? Wenn der IS seine Gefangenen vor Kameras köpft, sprengt, ertränkt, verbrennt und kreuzigt, meint Trump nicht dahinter zurückstehen zu dürfen. Seine Antwort ist nicht die strikte Durchsetzung des Rechts, sondern die Einführung der Methoden der Partisanenbekämpfung des Dritten Reiches. Das meint er offenbar mit seinem Slogan „Make America Great Again“.

 

Wer ist das historische Vorbild dieses Wahnsinnigen? Caligula? Dschingis Khan? Ein tollwütiger T-Rex im Jurassic Park?

Frauke Petry, deren Kanzlerschaft nicht zu befürchten ist, ist im Vergleich dazu – was?

Dass über sie ein Sturm der Empörung hereinbrach, weil sie – journalistisch insistierend betreut – über die Bedingungen eines Schusswaffeneinsatzes gegen Flüchtlinge räsonierte, war ebenso richtig wie verlogen.

Denn die Empörung ist bei den Politikern zu einem guten Teil der politischen Konkurrenzsituation geschuldet. Beweis: Bei Trump gibt es keinen Shitstorm. Wäre der Auslöser die behauptete moralische Empörung, wäre die Reaktion auf Petry und Trump mindestens gleich. Ist sie aber nicht.

Verlogen ist sie auch, weil angesichts der Tatsache, dass eine Mehrheit der US-Bürger Donald Trump zum Präsidenten wählen will, Kritik an den politischen Zuständen dieses Landes weiterhin flächendeckend mit der Warnung vor der ach-so-immensen Gefahr des „Anti-Amerikanismus“ beantwortet wird.

Wie wäre es, vor der Gefahr zu warnen, dass Amerika, unser Angriffskrieg-Hegemon, der Atomwaffen auf unserem Staatsgebiet stationiert hat, immer größere Ähnlichkeit mit der Weimarer Republik 1932 plus dem Dystopie-Roman „1984“ aufweist?

Die USA werden – mit weitem Abstand – in internationalen Umfragen als die größte Gefahr für den Frieden in der Welt bezeichnet. Dass US-Botschaften alles daransetzen, dieser Einschätzung entgegenzutreten, und zwar mit allen Mitteln, die der Werkzeugkasten der Propaganda hergibt, durch weiße, graue und schwarze psychologische Kriegsführung (PsyOps), gehört dezidiert zu deren Aufgaben.

Wir müssen dabei aber nicht als gehorsame Pudel mitmachen. Das müssen nur die, deren Lebensunterhalt und Karriere von der Atlantikbrücke und US-Thinktanks abhängig sind, also die Spitzenkräfte des deutschen Journalismus und der Politik.

Der Teil der Bevölkerung, der nicht betreut denken und embedded berichten muss, kann sich seinen eigenen Reim auf die Ereignisse machen.

Die USA, einst die Verwirklichung der besten Ideen des alten Europas, die auf unserem blutgetränkten Kontinent keine Chance hatten, ist zunehmend zum Imperium der Lügen mutiert.

Die USA, deren Vitalität immer noch weitaus stärker ist als die des abgehalfterten Deutschlands oder des müden Europas, hätte unter Bernie Sanders eine Chance, sich so zu reformieren, dass es wieder zum Freund werden könnte.

Bernie Sanders könnte in der Tradition von Franklin D. Roosevelt stehen, dessen „New Deal“ vielen Amerikanern heute als purer Kommunismus erscheint: Kostenlose Bildung, Arbeitsprogramme, Einkommenssteuer für Reiche bis 94%.

Die heutigen Republikaner würden auch den Republikaner Dwight. D. Eisenhower als Sozialisten denunzieren. Das liegt daran, dass die USA seit Ronald Reagan extrem nach rechts abgedriftet sind. Es gibt keinen halbwegs vernünftigen republikanischen Präsidentschaftskandidaten mehr. Das sind alles AfD-Kandidaten, aber nicht vom harmlosen Schlage des bürgerlichen Professors Lucke, sondern völlig durchgeknallte Brandstifter. Die Rolle des gemäßigten Republikaners hat Hillary Clinton übernommen. Auch die US-Demokraten sind nach unseren Maßstäben überwiegend rechtskonservativ. Die USA haben eine Partei mit zwei rechten Flügeln: Demokraten und Republikaner.

Nur Bernie Sanders, der Rebell im politischen System, ist nach europäischen Maßstäben gemäßigt links, sozusagen sozialdemokratisch. Und damit in den USA ein Kommunist.

Sanders könnte Präsident werden. Könnte. Er könnte Veränderungen bewirken. Könnte. Falls Sanders nicht den Weg von John F. Kennedy, Robert F. Kennedy, Martin Luther King und Malcolm X geht. Oder den von Barack Obama, der als Tiger gesprungen, aber als Bettvorleger gelandet ist, der keine fünf Prozent seiner Ideen gegen die Macht der Eliten aus dem US-Deep-State durchsetzen konnte.

Dem Deep State ist es relativ egal, wer unter ihm Präsident wird. Nach der Wahl gilt: Vogel friss oder stirb. Im Wortsinn.

Was wir von den USA zu erwarten haben, falls der nächste Präsident Donald Trump heißt, ist nicht mit dem Grundgesetz zu vereinbaren. Wird der Verfassungsschutz jetzt endlich die Kontakte der US-Botschaft in Deutschland überwachen, wenn er schon meint, etwas überwachen zu müssen? Wird sich der BND mit Caligula Trump beschäftigen? Oder wird er ihm dienen, mit Nibelungentreue zur NSA und USA, so wie bisher?

 

P.S.: Die USA benennen ihre in Deutschland stationierte nukleare Massenvernichtungswaffe für Europa nach einem Schlächter, der Apachen, Lakota Sioux und Cree massakrierte, schwarze Soldaten als Kanonenfutter befehligte, Einwohner der besetzten Philippinen dezimierte und unter dessen Führung Pancho Villa, der mexikanische Revolutionär, ermordet werden sollte. Im 1. Weltkrieg befehligte Pershing die US-Truppen gegen Deutschland. Sein Ziel war die vollständige Besetzung Deutschlands. Er wurde zum ranghöchsten Soldaten, den die USA jemals hatten. Nach diesem kolonialistischen Killer eine Waffe zu benennen, deren Einsatz Deutschland in radioaktiven Schutt verwandeln würde, ist sicher kein Zufall, sondern eine Botschaft an die deutsche Bevölkerung. Das unsere Politiker so etwas sang- und klanglos hinnehmen – ebenfalls.

 

Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung.

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