Brexit: Perspektive für den Menschen – Exit oder Stay on Earth

Von Bernhard Trautvetter.

Die Abstimmung über die EU war Camerons Versuch, die radikaleren Nationalisten in seine persönliche Karriere mit einzubinden. Der Mann hat das Risiko leichtfertig unterschätzt. Das machen VerantwortungsträgerInnen der Militärs, Umwelt- und Sozialpolitik allzu häufig.

Großbritannien ist ein Warnlicht in der Krisenzeit des 21. Jahrhunderts. Was vorhersehbar war überraschte viele und führt zu Verzweiflungs-Rettungsversuchen von Elite-Angehörigen, die nicht wissen, was bei welcher Handlung herauskommt. Und Handeln ist das Gebot der Stunde. Die Machtelite des Kapitalismus ist dem Punkt nahe, da sie mit ihrem Latein, den Prozess gezielt steuern zu wollen, geschweige denn zu können, am Ende ist. Diese Zeiten sind militärische hochgefährlich, denn die zu Verfügung stehende Technik übersteigt in ihrer Zerstörungskraft alle Vorstellungskraft, und wer auf der Kommandobrücke eines Kreuzfahrtschiffes auf Sicht fährt, Stromschnellen und Riesenwellen ausweichen muss, dann auch Eisbergen, dem unterläuft leichter eine leichtfertige Fehlentscheidung, als wenn das Wetter schön ist.

Die Abstimmung auf den Britischen Inseln wird Großbritannien wohl beenden. Nicht nur die Schotten überlegen das. Sie kann auch die EU beenden. Handelsbeziehungen sind seit Lehman auf spürbar dünnerem Eis.

In England, wo der Brexit die größte Mehrheit hatte, wählten nicht nur die Älteren zum Ärger der Jüngeren den Austritt. ca. 75 % der unter 25-Jährigen wollten bleiben. Es waren auch vor allem die ärmeren Familien und BürgerInnen, die den Austritt aus der EU wählten. Sie haben schon nichts mehr zu verlieren, dann kann man es ja einmal wagen.

Dieses Bewusstsein ist die Einfallschneise für Nationalisten, die die Krise ausnutzen, um Macht zu generieren. Das Problem wird uns noch eine Weile in der EU und weltweit beschäftigen – Trump lässt grüßen.

Nur eine Aufklärung über die systembedingten Ursachen der Lage der Krisenverlierer wird uns vor den Schwarz-Weiß-Vereinfachern retten, vor den Militaristen, Nationalpatrioten mit dem Sündenbockdenken, vor der Gefahr eines kompletten Kontrollverlusts.

Die ökologische Bedrohung der Menschheit erfordert weltweite Kooperation, sonst war es das bald. Dann kommen die anderen Zukunftsgefährdungen hinzu. Es wird sich vielleicht dieses Jahrhundert erweisen, ob die Menschheit eine intelligente Rasse ist. Ich kenne so viele wunderbare intelligente engagierte Menschen, dass ich hoffe, am Rande des Abgrunds schaffen wir es. Versuchen wir es. Was sollen wir sonst tun!

Ende der Militarisierung von Denken und Handeln, Abrüstung zugunsten von Umwelt-, Bildungs- und Sozialpolitik, den Diskurs auf die wahren Probleme der Menschheit als Ganzes richten!

Kein Passagier kann sich in seiner noch so schönen Kajüte retten, wenn das Kreuzfahrtschiff untergehen sollte. Wir sitzen weltweit in einem Boot. Im Raumschiff Erde. Und wir wissen, so kann es nicht weitergehen, sonst…

Also versuchen wir, was eben wir können, solange es noch nicht ausgemacht ist, dass es keinen Ausweg mehr gibt!

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