KenFM im Gespräch mit: Bernd Leyon

Mit der Digitalisierung der Musik verschwand erst das Vinyl, dann „der” Plattenladen. Musik ist zur Dauerberieselung verkommen. Vorbei die Zeit, als der Plattenladen mehr war als nur ein Einzelhandelsgeschäft. Er war ein elternfreier Rückzugsort. Diese Orte sind selten geworden. Wer heute neue Musik „konsumieren” möchte, kann 24 Stunden am Tag online gehen.

Was dabei volkommen verloren geht, ist, neben klassischer Beratung am Tresen, vor allem das Haptische.

Tonträger transportierten jahrzehntelang nicht nur Musik, sondern bedienten sich auch der Bildsprache. Das Cover war stets das erste, was einen Käufer nach der Platte greifen ließ. Plattenfirmen waren sich dessen bewusst, und investierten in das Cover oft ähnlich viel Energie wie in die eigentlichen Aufnahmen.

Das Cover war der Vorgänger des Musikvideos.

Bernd Leyon ist einer der wenigen klassischen Plattenhändler, die man in Berlin 2013 noch finden kann. Ein Typ wie aus „High Fidelity”. Für ihn ist Musik bis heute alles andere als akustische Tapete. Für Leyon ist eine Platte immer ein Statement. Dieses Statement beginnt mit dem Cover.

Leyon betreibt in der Kastanienallee in Berlin-Mitte das „Musikdepartment”. Wer das Geschäft betritt, begibt sich automatisch auf eine Zeitreise in die Vergangenheit.

Das geschieht vor allem über diverse Plattencover mit Berlin-Bezug, die Wände schmücken. Nicht ohne Grund. Der „besessene” Musikliebhaber stellte sich vor geraumer Zeit die Frage, ob es neben all der Musik aus Berlin und all den Titeln, die von Berlin handeln, auch Plattencover gibt, die den Wandel der Stadt belegen.

So entstand die Idee, ein Buch auf den Markt zu bringen, welches das Berlin der vergangenen Jahrzehnte anhand von Plattencovern präsentiert. Eine Idee, auf die bisher noch kein Mensch gekommen ist. Da klassische Verlage heute ähnliche Aufbauarbeit leisten wie Plattenfirmen bei Newcomern, kann das Projekt nur in Eigenregie mit Unterstützung der Community realisiert werden. Stichwort Crowdfunding.

KenFM sprach mit Bernd Leyon über das Projekt „Berlin on Vinyl” und traf dabei auf einen Menschen, dessen analytischer Blick selten geworden ist. Ein Gespräch, dass sich nicht nur um Musik dreht, sondern den aktuellen Zeitgeist mit pointiertem Blick hinterfragt.
Das Finanzierungsphase läuft noch bis zum 15. Dezember. Bis dahin sollten über die Startnext-Plattform mindestens 9.000 Euro zusammengekommen sein. Wer mehr als 35 Euro gibt, bekommt das Buch nach Erscheinen direkt nach Hause geschickt. Ein Risiko besteht für die Unterstützer dabei nicht, denn sollte die Summe nicht zusammenkommen, werden sämtliche Unterstützerbeträge zurückgebucht. KenFM findet dieses Projekt großartig und hofft auf breite Unterstützung.

http://www.startnext.de/berlin-on-vinyl
http://www.musikdepartment.de/


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